Balance im Sommer – Yoga und Ayurveda für heiße Tage
Der Sommer bringt Licht, Energie und Lebenslust. Die Tage sind lang, die Abende warm, das Leben draußen ruft. Doch während viele diese Jahreszeit genießen, merken andere: Die Wärme macht müde. Die sozialen Verpflichtungen nehmen zu. Der Kopf wird voller, der Schlaf unruhiger.
Im Ayurveda gilt der Sommer als Pitta-Zeit – dominiert vom Element Feuer. Es ist eine Zeit von Transformation, Tatendrang, Klarheit – aber auch von Hitze, Gereiztheit und Überforderung, wenn das Gleichgewicht verloren geht.
Balance im Sommer heißt nicht, sich zurückzuziehen. Sondern bewusst mit der Energie umzugehen, die da ist.
Yoga und Ayurveda bieten dazu einfache, aber wirksame Prinzipien.
“Ayurveda reguliert den Körper.
Yoga klärt den Geist.
Gemeinsam führen sie in die Balance.”
Ernährung im Sommer – Was im Ayurveda wirklich kühlt
Im Ayurveda wird nicht zwischen „kaltem“ und „warmem“ Essen im westlichen Sinn unterschieden – sondern zwischen der Wirkung, die ein Lebensmittel auf den Organismus hat.
Kaltes Essen oder Eisgetränke (z. B. eiskaltes Wasser, Kühlschrank-Smoothies) wirken äußerlich erfrischend, schwächen aber das Verdauungsfeuer (Agni). Das kann zu Trägheit, Blähungen oder Völlegefühl führen.
➡️ Kühlend im ayurvedischen Sinn heißt:
Die Nahrung beruhigt die innere Hitze, ohne Agni zu unterdrücken. Besonders geeignet sind bittere, süße und leicht herbe Geschmacksrichtungen – möglichst frisch, feuchtigkeitsreich und gut verdaulich.
👍 Empfohlene kühlende Lebensmittel:
Gurke, Fenchel, Zucchini, Blattgemüse (z. B. Mangold, Rucola)
Basmatireis, Mungbohnen, Gerste
Frische Kräuter wie Minze, Koriander, Dill
Reife, süße Früchte wie Birne, Melone (in Maßen)
Kokos, Aloe Vera, Rosenwasser
Buttermilch mit Kreuzkümmel (nicht aus dem Kühlregal)
👎 Weniger geeignet bei Hitze:
Scharfes Essen (Chili, Knoblauch, Zwiebeln)
Alkohol, Kaffee, Essig
Tomaten, Frittiertes, Käse, Fleisch
Ein Klassiker für heiße Tage:
Pitta-Tee oder Sommerwasser
1 Liter Wasser mit je ½ TL Fenchel-, Koriander- und Kreuzkümmelsamen aufkochen, abkühlen lassen und über den Tag lauwarm trinken.
So bleibt das Agni aktiv, ohne das Pitta weiter zu schüren.
Tagesrhythmus – Strukturen mit Luft
Im Sommer ist unser System durch Licht und Temperatur bereits hochaktiv. Ayurveda empfiehlt deshalb, den Tag bewusst zu strukturieren, aber mit genügend Raum für Ausgleich.
Gut tut jetzt:
Früh aufstehen, bevor es heiß wird
Frühstück leicht, Mittag als Hauptmahlzeit, Abendessen mild
Körperliche Anstrengung am Morgen oder späten Abend
Eine kleine Mittagsruhe – 15 Minuten reichen
Vermeide:
Sport in der Mittagshitze
Zu viele Termine hintereinander
Bildschirmzeit bis spät in den Abend
Ein kleiner Moment im Schatten, ein Fußbad, eine Tasse Tee – ganz in Ruhe und mit allen Sinnen getrunken – das reicht oft schon, um das Nervensystem wieder herunterzufahren.
„Wie das Öl im Lämpchen unbewegt brennt, so ist der Geist des Yogi, der im Gleichgewicht verweilt.“
Yogapraxis – Bewegen ohne zu überhitzen
Auch auf der Matte darf es im Sommer etwas sanfter zugehen. Die Energie ist ohnehin hoch – Yoga kann jetzt ausgleichen, statt noch mehr zu aktivieren.
Wohltuend sind:
Fließende Bewegungen mit Raum zum Atmen
Seitneigungen, Drehungen, Vorbeugen
Yin Yoga oder regenerierende Sequenzen
Atemübungen wie Nadi Shodhana, Sitali, Bhramari
Längeres Savasana, eventuell mit gekühltem Augenkissen
Weniger hilfreich:
Intensive Core-Flows, sehr kraftvolle Rückbeugen
Hitzige Powerklassen zur Mittagszeit
Am besten übst du morgens oder spätabends – wenn die Luft frisch ist und dein System nicht zusätzlich aufgeheizt wird.
„Das rechte Maß ist der Pfad zur Befreiung.“
Kühlende Atemübungen – Sitali & Sitkari
Der Atem ist ein direkter Zugang zum Nervensystem. Gerade im Sommer, bei innerer Unruhe oder Reizbarkeit, wirken zwei klassische Pranayama-Formen besonders ausgleichend: Sitali und Sitkari.
Sitali Pranayama – Kühlung durch die Zunge
Wirkung:
Senkt die Körpertemperatur
Reduziert Gereiztheit und Hitzewallungen
Wirkt entzündungshemmend und beruhigend
So geht’s:
Setz dich aufrecht hin.
Rolle die Zunge zu einer Röhre (wie ein Strohhalm).
Atme durch die gerollte Zunge langsam und tief ein – spüre den kühlen Luftstrom.
Schließe den Mund und atme durch die Nase aus.
Wiederhole 8–12 Atemzüge.
Hinweis: Nicht jede*r kann die Zunge rollen. In diesem Fall ist Sitkari eine gute Alternative.
Sitkari Pranayama – Kühlung über die Zähne
Wirkung:
Noch subtiler in der Wirkung
Gut bei innerer Hitze, Gereiztheit, Kopfschmerzen
So geht’s:
Setz dich bequem aufrecht hin.
Lege die Zunge locker an den Gaumen oder hinter die Zähne.
Öffne leicht die Lippen, halte die Zähne sanft zusammen.
Atme zischend durch die Zähne ein („sss…“), schließe dann den Mund.
Atme ruhig durch die Nase aus.
➡️ Beide Atemtechniken sollten nicht im Winter oder bei starkem Kälteempfinden geübt werden. Ideal sind sie bei Sommerhitze, nach dem Sport oder in emotional aufgeheizten Situationen.
„Wahre Kühlung entsteht, wenn der Geist sich von selbst beruhigt – wie ein See, den kein Wind mehr kräuselt.“
Mentale Balance – weniger Reize, mehr Klarheit
Der Sommer bringt viele Impulse: Reisen, Einladungen, Projekte, Begegnungen. Alles will gleichzeitig stattfinden. Das kann Freude machen – aber auch überfordern.
Was helfen kann:
Ein klarer Start in den Tag – mit einem Moment Stille
Regelmäßige Pausen vom Handy und Bildschirm
Eine geführte Meditation oder Visualisierung (z. B. ein innerer Wasserfall)
Ein bewusstes Nein zu Aktivitäten, die dich nicht nähren
Kleine Rituale: z. B. warmes Wasser morgens, ein Tee am Abend, Barfußgehen
Yoga und Ayurveda verstehen Balance nicht als starren Zustand, sondern als fortlaufende Rückverbindung. Es geht darum, immer wieder feinfühlig zu spüren: Was brauche ich heute?
Auch bei Urban Yoga Hamburg passen wir unsere Klassen dem Jahreszeiten-Rhythmus an.
Im Sommer findest du bei uns:
Leichte, ausgleichende Flows
Yin- und Restorative-Einheiten
Pranayama mit kühlender Wirkung
Raum für Ruhe, Stille und Integration
Balance im Sommer ist möglich
– aber sie entsteht nicht von allein. Sie entsteht, wenn du bewusst wahrnimmst, was dein Körper, dein Geist, dein Herz wirklich brauchen.
Nicht mehr machen, sondern klüger wählen.
Nicht alles mitnehmen, sondern bewusst genießen.
Nicht gegen den Sommer arbeiten – sondern mit ihm in die Tiefe gehen.